Kreuzkümmel und Zirkel
مرحبًا und herzlich Willkommen auf Kreuzkümmel und Zirkel,

Diese Seite entsteht begleitend zum Kurs Aniconographic Representation in Islamic Art, der bei Prof. Dr. Wendy Shaw im Wintersemester 2020/21 am Kunsthistorischen Institut der FU Berlin stattfand.
Inhaltlich fokussierte sich der Kurs auf islamische Geometrie sowie die Kaligraphie. Vor allem aber beschäftigten wir uns im praktischen Sinn mit den vielfältigen Themen. So entstanden unterschiedliche geometrische Arbeiten die das Konstruieren von historischen Mustern wiederspiegeln, im selben Sinne wurde auch das Schreiben des arabischen Skriptes gefordert, das in vielfältigen kalligraphischen Blättern mündete. An dieser Stelle handelt es sich nicht nur um die ästhetisch-visuelle Wiedergabe der Schrift bzw. einzelnen Worte, vielmehr ging es um die formale Auseinandersetzung mit den einzelnen Buchstaben.
Ein weiterer Teil der wöchentlichen Vorbereitung bestand darin, sich dem Maquam und dem xxxx zu widmen. Vor allem war es die Annäherung aus emotionaler Perspektive sich an das Thema zu tasten und unseren bisherigen musikalischen Referenzraum zu weiten.
Die eigene Prozess, das heißt die aktive Auseinandersetzung mit der Musik, der Geometrie sowie der Schrift in Verbindung mit der dahinterstehenden philosophischen Komponente bildeten die Grundlage für ein neues Verständnis – nämlich die Verschränkung und Verschmelzung all dieser Wissensfelder.
Schlussendliches Ziel war es, zu verstehen, dass sich all diese Themenbereiche in ihrer Prozesshaftigkeit an einem gemeinsamen Punkt treffen, deren Räume ineinander verschmelzen und das Gefühl von einem meditativen Charakter zeugt.

Wir, Nika und Camilla verbrachten die Kurs-Montage gemeinsam. Aus diesem Grund war es uns möglich sowohl die praktischen Arbeiten gemeinsam zu erarbeiten, als auch die Inhalte des Kurses zu besprechen. Unter diesen Umständen entstanden zahlreiche Skizzen, Schreibübungen sowie eine Playlist mit Musik die vom Kurs inspiriert wurde.
Um sich dem Thema ein Stück zu nähern, griffen wir die Idee auf, unsere Sinneserfahrungen um eine Ebene zu erweitern, indem wir passende Rezepte ausprobierten. Vielleicht ist es sogar unabdingbar, sich einen kulturellen Kontext auch kulinarisch zu erschließen, um diesen ein bisschen besser zu begreifen.

Vor allem aber hatten wir großen Spaß mit dem Kreuzkümmel und dem Zirkel.
ein Semesterportfolio
Geometrie
Musik
Kulinarik
Kaligraphie
Musik
Kulinarik
Kreuzkümmel & Zirkel
Spotify-Playlist
*click me*
A-WA
Die Band A-WA, bestehend aus den Schwestern Tair, Liron du Tagel Haim, singen alte jemenitische Melodien und Texte auf jemenitischem Arabisch und verbinden diese mit Elektro und Hip-Hop Beats. Ihre Musik reißt mit und lädt dazu ein, sehr laut und überall gehört zu werden. In unserem Lieblingsstück von ihnen, "هانا ماش هو اليمن" ("Hana Mash Hu Al Yaman", zu Deutsch, hier ist nicht der Jemen), singen A-WA von Perspektiven von Geflüchteten, die aus dem Land des Granatapfels des Weins und des Olivenöls kommen und feindselig empfangen werden, weil von ihnen erwartet wird, dass sie sich in eine andere Kultur einpassen. Auch hier in Deutschland wird oft von dem Konstrukt von so etwas wie einer deutschen Leitkultur gesprochen, in die sich Neuankömmlinge „integrieren“ sollen. Dabei weist unter anderen Max Czollek in seinem Buch Desintegriert Euch! zurecht darauf hin, dass kulturelle Verschiedenheit zelebriert werden muss.
DAM (Da Arabic MCs)
DAM ist die erste palästinensische Hip Hop Band, die in Lod, einer Stadt in Israel gegründet wurde. Von Tupac inspiriert, tritt das Trio bestehend aus Tamer Nafar, Suhell Nafar und Mahmood Jrere seit den späten 1990er Jahren auf und erzählen in den Tracks ihre eigene Geschichte. Seit 2015 ist die Sängerin Maysa Daw Mitglied der Gruppe.
Aus musikalischer Perspektive verbindet DAM den Osten und Westen. So kommt es zu einer Verschmelzung arabischer Rhythmen, klassischen Strukturen des amerikanischen Rap und elektronischen Soundverzerrungen die durch tiefe und basslastige Hip Hop Beats unter fester Begleitung stehen.
Inhaltlich werden neben sozio-kulturellen - vor allem feministischen Ansätzen, Themen bezüglich des palästinensisch-israelischen Konflikts thematisiert (DAM: hebräisch „Blut“, arabisch: „beständig/unsterblich“).
„It should be called ‚your body of theirs’“ - „‚your‘ belongs to you, but your body belongs to them“ - „Jasadik Hom“ erschien 2019 als Single und behandelt in einem ästhetisch sehr nüchtern gehaltenen Video, Rassismusfragen sowie Chauvinismus. Mit selbstbestimmter Stimmfarbe und strengem Blick, welcher der Kamera zugewandt ist, fesselt die Sängerin nicht nur den Zuhörer (-seher) sondern beschreibt auf sehr poetische aber strengeWeise die Verhältnisse zwischen
männlichen Blicken und dem weiblichen Körper.
„It took me time to learn how to be in love with my body
My feminine Arab body
Standing in front of the mirror
I took off my glasses because they are man-made.“
Mona Haydar
Mona Haydar ist mit ihrem Protestsong "Wrap my Hijab" bekannt geworden. Es ist ein empowernder Zuruf an alle Frauen, die einen Schleier Tragen. In dem Stück entmystifiziert sie den Schleier, verteidigt den Interpretationsramen des Kopftuches und beansprucht diesen für sich. Dabei zeigt sie auf, dass dem feindselig voreingenommenen Blick eines patriarchal-kapitalistischem Diskurses, eine Crowd of sisters gegenübersteht:
„You’re just jealous of my sisters
These Mipsters, These hippies
These Prissies, These Sufis
These Dreddies, These Sunnis
These Shii’s, Yemenis
Somalis, Libnanis, Pakistanis
These Soories, Sudanis
Iraqis, Punjabies
Afghanis, Yazeedis
Khaleejis, Indonesians
Egyptians, Canadians
Algerians, Nigerians
Americans, Libyans
Tunisians, Palestinians
Hidden beyond the Mekong in laos
Senegalese and Burkina faso“
Diese Aufzählung der Gruppe von Gesellschaften, in denen Kopftücher getragen werden zeigen deutlich, dass es sich hier nicht etwa um eine globale Minderheit handelt. Die Szene im zugehörigen Video zeigt die hochschwangere Mona Haydar und die sie umgebenden Frauen, die ein prägnantes Bild der gegenseitigen Bekräftigung und Schwesternschaft bereiten. Gesellschaften, in denen das Kopftuchtragen von dem dominanten Diskurs von Othering betroffen ist und an den Rand gedrängt wird, würde es guttun einfach mal zuzuhören. Anstatt über Frauen, Schleier oder Kopftuchtragende Frauen zu sprechen und im Dialog nicht immer nur das Kopftuch zum Thema machen.
Shadia Mansour
Shadia Mansour wird als erste weibliche Hip Hop Interpretin im arabisch sprachigen Raum bezeichnet. 1985 in London geboren aber mit palästinensischen Wurzeln rappt sie in ihrer Musik über politische Themen die sich auf den Mittleren Osten beziehen. Die heutige Performancekünstlerin fand in ihrer Jugend Inspiration in MusikerInnen wie Umm Kulthum oder Mohammed Abdel Wahab und begann schon damals ihre Musik und Stimme als Werkzeug des Wiederstandes bei palästinensischen Protestzügen Protesten einzusetzen. So wurde ihre erste Single „Al Kufiya Arabiya“ durch einen Vorfall in den USA inspiriert, als sie dort blau-weiße arabische Tücher, die zum Verkauf standen, fand und mit einem David-Stern versehen waren. Das Rolling Stone Magazine berichtete 2012, dass Mansour ihr Konzert in London mit den Worten "You can take my falafel and hummus, but don’t fucking touch my keffiyeh" eingeleitet hatte.
Im Liedtext bekräftigt sie ihre Argumentation auf folgende Weise:
„No matter how they design it, no matter how they change its colour
The keffiyeh is Arab, and it will stay Arab
The scarf, they want it
Our intellect, they want it
Our dignity, they want it
Everything that’s ours, they want it
We won’t be silent, we won’t allow it
It suits them to steal something that ain’t theirs and claim that it is.“
Shadia Mansour bezeichnet ihren musikalischen Aktivismus als „musical intifada“ und übt auf diese Weise Kritik an der Besatzung Palästinas, dem Konservatismus und der Unterdrückung der Frau.
Textfeld für ein paar einführende Worte zum Thema Musik.

Notationssysteme erst später und sehr wenig, da die live Improvisation wichtiger war.
Maqam: Heptatonische Tonleiter
Musik:
Unsere ersten Begegnungen mit der Geometrie waren begleitet von klassischen Repertoire wie Oum Kathoum oder dem Ensemble Ibn Arabi. Nachdem beide Gebiete die selbe Konzentration erforderten, fühlten wir uns abgelenkt bzw. ein bisschen überfordert. Im Nachhinein betrachtet, würden wir uns jeweils einem Gebiet widmen und das aber mit voller Aufmerksamkeit. Ab diesem Moment hatten wir uns sowohl einzeln als auch zu zweit mit der Geometrie auseinander gesetzt. Es war interessant zu beobachten, wie viel Konzentration man aufbringen muss, um im ersten Schritt die eigentliche Grundform zu konstruieren um sie in weiterer Folge zu einer Tessellation zusammenzusetzen sowie im zweiten Schritt mit der richtigen Farbkombination das gesamte Muster auszumalen. Eigentlich hat man das Gefühl aus einem - übertrieben gesagt, Extrem ins andere überzugehen - während Zeit in dem gesamten Prozess keine Rolle mehr spielt. Mit den Extremen meine ich zuerst völlige Konzentration die aber im Nachhinein in einen ruhigen und sehr meditativen Moment übergeht. Durch die konstante Repetition, wird man sich seiner selbst bewusst und wird ganz entspannt.
Camillas Selbstexperiment: An einem Abend habe ich mich mit der Geometrie als auch mit der Musik auseinandergesetzt. Ich hatte einen Link gefunden der Maqam Tonfolgen zum Nachsingen angeboten hatte. Also habe ich während dem Zeichnen diese F&A spiel mitgemacht und musste feststellen, dass es geht.

Wissensvermittlung über die Popkultur wird leichter greifbar und transparenter für die Westlichekultur